"Der Krieg, die Gefangenschaft: das sind Grunderlebnisse meiner Generation. Wer sie überstanden hat, kommt für den Rest des Lebens nie mehr ganz los.
Ich habe fünf entscheidende Jahre meines Lebens hinter Stacheldraht verbracht: Jahre, in denen ich normalerweise studiert, mich in fremden Ländern umgesehen hätte.
Meine Universitäten, um bewusst dieses auch von ihm auf Kasan gemünzte Wort Maxim Gorkis zu verwenden, waren das Lager. Dort, in Jelabuga und Kasan, habe ich Menschen kennengelernt und studieren können: Menschen verschiedenster Herkunft, alte und junge, ihr Verhalten in extremen Situationen, aber auch im Alltagstrott. Damals bin ich zum Optimisten geworden, denn seither weiß ich, dass der Mensch ein unbeschreiblich zähes, geduldiges und belastbares Wesen ist, das selbst in ausweglos erscheinenden Situationen die Kraft zu entwickeln vermag, sich nicht aufzugeben.
Und noch etwas ist uns damals aufgegangen, falls wir es nicht schon gewusst haben sollten: Der Mensch braucht Geschichten. Wie er sein tägliches Brot braucht. Brot für die Seele, wie Maxim Gorki einmal gesagt hat." (Otfried Preußler, 2002)