"Unsere Anfänge hier waren mehr als kümmerlich. Es gab keine Chance für mich – als Abiturient mit Kriegserfahrung – irgendwo als Journalist unterzukommen.
Aber wir brauchten ein bisschen Geld, und ich konnte schreiben. So begann ich denn ganz bewusst und gezielt, für den Kinderfunk zu arbeiten. Kein Schriftsteller, der nur im mindesten auf seine Reputation bedacht war, hätte sich dazu herabgelassen, für den Kinderfunk zu arbeiten. Die ersten Versuche beim Bayerischen Rundfunk in München sind zwar schief gegangen, dafür wurde dann die Verbindung zum Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart um so dauerhafter. Meine dortige Partnerin war das 'Feilchen', mit vollem Namen Lydia Meißner-Feil, eine ebenso liebenswürdige wie resolute Dame mit klaren Vorstellungen davon, was Kinder mögen und brauchen, nämlich Zuwendung, spannende Unterhaltung, Spaß und ab und zu was zum Drübernachdenken.
Ich habe dann mehr als zwanzig Jahre lang mit dem Feilchen zusammengearbeitet, Dutzende von Hörspielen sind während dieser Zeit entstanden, insbesondere zu solch schwierigen, da immer wiederkehrenden Anlässen wie Weihnachten, Neujahr und Ostern. Auch den 'Kinderkalender' habe ich ein paar Jahre lang getextet, Monat für Monat ein neues Kalenderblatt, bestehend aus einem Gedicht, einer passenden Geschichte und einer kleinen Spielszene." (Otfried Preußler, 1998)