Erzählstoffe aus der böhmischen Heimat

„Ich bin ein Geschichtenerzähler, und das von Haus aus. In diesem Beruf war ich Lehrjunge von klein auf, zuerst bei unserer Großmutter Dora und später beim Hub-Förster, beim Schneider-Gottl im Gasthaus Pyramide, bei anderen Waldkäuzen im heimatlichen Isergebirge, diesseits und jenseits der böhmisch-schlesischen Grenze. Der Vater hat solche Geschichten gesammelt und aufgeschrieben, ich habe ihn hin und wieder auf seinen Wanderungen begleiten dürfen. Die Abende in den niedrigen Bauernstuben werde ich nicht vergessen. Das leise Summen der Petroleumlampe, der Duft nach getrockneten Kräutern, nach Waldheu und nach Beeren, nach Leinöl und Ziegenmilch. Im Ofen knistert das Kienholz, übers Dach fährt der Sturm hinweg. Oder ist es der Nachtjäger, der an den Fenstern rüttelt? Mit heißen Ohren lausche ich dem Erzähler. Ich wende den Blick nicht von seinem Gesicht, nicht von den knorrigen Händen, die seine Geschichten miterzählen.“
(Otfried Preußler, 1972)