Nach einigen Anläufen gelingt Otfried Preußler 1956 mit
'Der kleine Wassermann' der erste große Erfolg.
Die Geschichte vom kleinen Wassermannjungen am Grund des Mühlenweihers wird nicht nur von den Kindern begeistert aufgenommen, sondern auch von der Fachwelt anerkannt.
Bereits ein Jahr nach seinem Erscheinen erhält er bei der Vergabe des Deutschen Jugendbuchpreises einen Sonderpreis für sein Erstlingswerk.
Mit dem K. Thienemann Verlag in Stuttgart beginnt eine langjährige Partnerschaft.
Viele seiner Kinderbücher entstehen aus dem Alltagsleben mit seinen drei kleinen Töchtern. Um ihre gelegentlichen Einschlafprobleme zu lösen, erzählt er ihnen Geschichten, Geschichten, Geschichten, darunter auch eine Hexengeschichte. Und so entsteht 1957 'Die kleine Hexe', die allen Kindern plausibel darlegt, weshalb man sich vor bösen Hexen nicht mehr zu fürchten braucht.
Die Folgejahre sind von enormer Schaffenskraft gekennzeichnet. Die Liste seiner Veröffentlichungen zeigt die gewaltige Produktivität in diesen Jahren.
"Ich habe die Überzeugung gewonnen, dass Kinder das beste und klügste Publikum sind, das man sich als Geschichtenerzähler nur wünschen kann. Kinder sind strenge, unbestechliche Kritiker."
1962 erscheint 'Der Räuber Hotzenplotz' mit seinen sieben Messern und seiner Pfefferpistole. Otfried Preußler ahnt zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass er zwei Fortsetzungen schreiben wird. Bei diesem Buch nehmen seine kleinen Leser Einfluss auf den Gang der Dinge.
Nach dem ersten Hotzenplotzbuch gibt er dem gewaltigen Ansturm von Leserpost nach und schreibt 1969 'Neues vom Räuber Hotzenplotz'. Leider – oder zum Glück – vergisst er darin, den Dackel Wasti, der in der Geschichte in ein Krokodil verwandelt wird, zurückzuverwandeln. Um diesen 'Fehler' zu beheben, schreibt er 1973 nach einem weiteren Berg Leserpost den endgültig letzten Band 'Hotzenplotz 3'.
Mit seinem Hotzenplotz greift Otfried Preußler die Tradition der alten Kasperlgeschichten wieder auf und bringt folgerichtig sein erzähltes Kasperltheater auch ins Kindertheater.
Während Hexe und Hotzenplotz die deutschsprachigen Kinderbühnen erobern und dort bald zu den meistgespielten Stücken gehören, formt Otfried Preußler 1966 einen neuen Hauptdarsteller: 'Das kleine Gespenst'.
Otfried Preußler arbeitet auch als Übersetzer. 1962 veröffentlicht er seine Interpretation von 'Kocour Mikes' des tschechischen Autors Josef Lada. Die Verleihung des Deutschen Jugendbuchpreises für Preußlers 'Kater Mikesch' betont die Eigenständigkeit dieser Arbeit, die wesentlich mehr eine Neuerzählung als eine Übersetzung ist.
1964 bringt die Augsburger Puppenkiste die Abenteuer des sprechenden Katers aus Holleschitz auf die Marionettenbühne und dann ins Fernsehen. Damit wird zum ersten Mal eine Geschichte des Autors verfilmt.
Mit den Schildbürgerstreichen 'Bei uns in Schilda' 1958, über die der Augenzeuge und Stadtschreiber Jeremias Punktum berichtet, greift Otfried Preußler erstmals einen überlieferten deutschen Stoff auf und gestaltet ihn auf seine Weise neu.
Figuren und Motive russischer und ukrainischer Märchen finden ihren Niederschlag in dem 1966 erschienenen Buch 'Die Abenteuer des starken Wanja' sowie in dem Bühnenstück 'Der goldene Brunnen', 1975.